Salis: „Bündner Vereine stehen in der Pflicht“

Mit Hanueli Salis hat der Bündner Eishockeyverband im Sommer in einer Feuerwehraktion einen erfahrenen ad-interim-Sportchef gefunden. Der Eishockey-Fanatiker hat beim BEHV einiges vor.

„Als der alte Vorstand an der DV im Mai zurückgetreten ist, habe ich meinen Mund vielleicht etwas zu voll genommen“, lachte Hanueli Salis an der Vorsaison-Konferenz des Bündner Eishockeyverbandes vom letzten Samstag. Das sei alles ganz spontan passiert, erinnert sich der 47-jährige Sportchef der EHC Lenzerheide, „aber letztlich stand nicht nur der Verband vor dem Nichts, sondern vor allem auch die vielen jungen Eishockey spielenden Kinder im Kanton. Da konnte ich nicht tatenlos zusehen. Ich sah und sehe es ganz klar so, dass die Vereine jetzt in der Pflicht stehen.“ Als einer der Wortführer forderte Salis die Klubvertreter auf, man müsse jetzt zusammenzustehen und den Karren gemeinsam ziehen. Bei solchen Voten war es keine Überraschung, dass sich Salis schon kurz darauf in der Rolle des Sportchefs des Bündner Eishockeyverbands wiederfand. Nicht, dass der diplomierte Landwirt zu viel Zeit hätte, im Gegenteil: Das Doppelmandat als Technischer Direktor der Lenzerheide und des BEHV brachte Salis im Sommer öfters an seine Grenzen: „Die Doppelbelastung ist schon recht gross. Glücklicherweise hatten wir auf der Lenzerheide fast keine Wechsel beim Team und den Trainern, aber im Moment ist es schon ziemlich viel, zumal ich auf der Lenzerheide zurzeit auch noch den Vorstand führe.“

4x am Spengler Cup dabei

Nicht, dass sich Salis darüber beklagen würde. Der verheiratete Familienvater von vier grösstenteils erwachsenen Kindern lebt und atmet Eishockey. Über seine Karriere als aktiver Eishockeyaner will er dabei keine grossen Worte verlieren, viel lieber erinnert er sich an seine Auftritte als internationaler Schiedsrichter. Als Highlights bezeichnet der ehemalige Linesman die Teilnahme am vier Spengler Cups, an etlichen Schweizer Playoff-Spielen und am Playoff-Final in der österreichischen Liga. In Graubünden zeichnet sich Salis seit Jahren durch sein Engagement als Sportchef aus, zuerst beim EHC Chur, seit 2011 beim EHC Lenzerheide – und jetzt also auch beim BEHV. „Alles musste recht schnell gehen“, erinnert er sich an die hektischen Sommermonate, „nach der ominösen Delegiertenversammlung standen wir vor dem Nichts, hatten ein Camp angesagt, aber keine Staff mehr. Der HC Davos hatte dann zugesagt, Leute für das U13/U14-Lager vom Juli zu stellen. Es war da schon mein Wunsch, den Davoser Andy Egli (ehemaliger Nachwuchschef und heutiger Video-Koordinator beim HCD, die Red.) als Headocach der U14 zu engagieren. Ich kenne ihn seit langem und halte ihn für einen guten Coach. Glücklicherweise hat der HCD ihn dann auch für diese Aufgabe freigestellt. Auch bei der U13 fanden wir schnell eine gute Lösung: Wir haben auf der Lenzerheide mit dem Tschechen Ivo Prorok einen Profi-Trainer angestellt, der sofort dabei war auszuhelfen und das U13-Headcoach-Amt übernahm. Diese ersten Wochen waren eine grosse Herausforderung, und ich bin recht stolz, dass wir so gute Lösungen gefunden haben.“

Bibi-Torriani-Cup steht vor der Tür

Tatsächlich verliefen sowohl das Sommercamp wie auch der U13-Ochsner-Cup vom vergangenen Wochenende in Flims reibungslos. „Ich bin ziemlich zufrieden“, so Salis zum Abschneiden der Bündner Equipe, „man wusste, dass die bayrische Auswahl eine Nummer zu gross ist. Wir haben aber gezeigt, dass wir mit den andern Teams mithalten können, obwohl unser 02er-Jahrgang rein zahlenmässig sehr klein ist.“ Mit Zurücklehnen ist für Salis aber nichts. die nächsten Aufgaben stehen bereits wieder bevor: Am kommenden Wochenende steigt in Romanshorn der Bibi-Torriani-Cup für die Bündner U14-Auswahl.

Fokus Stützpunkttrainings

Wie auch immer die kommenden Turniere ausfallen, im technischen Bereich hat der Bündner Eishockeyverband laut Salis einige vielversprechende Projekte aufgegleist. „Ich verspreche mir besonders viel von den Stützpunkttrainings an verschiedenen Standorten“, so der in Chur wohnhafte Salis, „früher war es oft so, dass man fix in der Mannschaft war, wenn man mal drin war, aber auch draussen, wenn man es nicht geschafft hatte. Mit regelmässigeren, offenen Trainings können wir mehr Spieler öfters sehen und auch taktisch etwas mit den Teams aufbauen.“ Dies allerdings sei nur möglich in Absprache und mit dem Einverständnis der Bündner Eishockeyklubs, denn es „geht nur Miteinander zum Wohl der Kinder und Jugendlichen. Klar ist aber auch, dass diese Stützpunkttrainings die Arbeit der Klubs nicht tangieren dürfen.“

Eine Überzeugungs- und Koordinationsarbeit, die dafür sorgt, dass es Salis und seinen Mitstreitern auch im Herbst nicht langweilig wird. Bis zur ordentlichen Delegiertenversammlung 2015 will er das ad-interim-Amt beim BEHV noch ausüben, was danach komme, wisse er noch nicht. Ein Ziel hat er sich für die ersten Monate 2015 aber bereits gesetzt: „Endlich wieder mal mit dem EHC Lenzerheide die Playoff zu schaffen.“ Zu tun gibt es für den “Eishockey-Verrückten“ auf jeden Fall immer was…